Feldhygiene im Gemüsebau

Aus Hortipendium
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Vorausschauend erkennen, welche Probleme sich anhäufen, wenn Unkräuter Samen bilden, wenn Krankheiten und Schädlinge Dauerformen anlegen, das ist Teil der Feldhygien-Idee. Bei der konsequenten Anwendung der möglichen Feldhygine-Maßnahmen im Gemüsebau hapert es jedoch oft. Vielfach ist nicht klar, welche positiven Effekte bei konsequenter Feldhygiene möglich sind und was im Einzelfall zu tun ist. Wem ist schon bewusst, welches Unkrautpotential sich z.B. schon in vielen Gemüseböden inzwischen aufgebaut hat? Noch schwerer ist es, abzuschätzen wie viele Dauerkörper einer bodenbürtigen Pilzkrankheit im Boden nur darauf warten, unsere Kulturen zu zerstören. Könnte man den Problemdruck im Bereich Unkrautsamen, Bakterien, Sklerotien, Fruchtkörper oder Eier, Puppen von Schädlingen sowie die schädlichen Nematoden sichtbar manchen, dann wären der Sinn von Hygienemaßnahmen und damit der Feldhygiene viel einfacher zu erklären.

Vorbeugen ist besser als heilen.jpg


Wir sollten mehr von den einzelnen Unkräutern wissen!

Um mit dem Unkraut besser fertig zu werden, sollten wir mehr über die einzelne Art wissen. Insbesondere der Problemsprung, das heißt, dass Stadium der Samenbildung muss unbedingt bekannt sein. Eine entsprechende Untersuchung bei den wichtigen Unkrautarten: Gemeines Kreuzkraut, Franzosenkraut, Gänsefuß/Melde und Amarant kann uns zeigen, worauf es ankommt bzw. wann es gefährlich wird.
Bei den beiden Korbblütler-Unkräutern Gemeines Kreuzkraut und Franzosenkraut ist mit keimfähigen Samen zu rechnen, sobald die Blütenknospen die gelbe Farbe zeigen (siehe Fotos). Wer also erst nach Beginn der Samenbildung mit der Bekämpfung beginnt, wird kaum einen vollen Erfolg erzielen. Eine Untersuchung zeigte auf, ab wann das kritische Stadium der Samenbildung beginnt. Etwas schwieriger ist der Problemsprung bei den beiden folgenden Unkräutern Gänsefuß/Melde und Amaranth zu erkennen. In den Versuchen wurde es jedoch auch noch recht gut einschätzbar. Mit Hilfe der Abbildungen kann man das kritische Stadium sicherlich auch auf dem Feld bestimmen.


Neue Unkräuter (Neophyten) ernst nehmen!

Verstärkt durch die Globalisierung mit seinem internationalen Handel wandern immer mehr, bisher unbekannte Pflanzenarten, nach in Mitteleuropa ein. Einige dieser eingewanderten Pflanzenarten werden im Gemüsebau zunehmend zum Problem. Allgemeine Informationen zu der Problematik findet man in Wikipedia.


Bei giftigen Unkräutern Nulltoleranz!

Giftige Unkräuter wie das Gemeines Kreuzkraut (Senecio vulgaris), Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum), Gemeiner Stechapfel (Datura stramonium), Kartoffeldurchwuchs (Solanum tuberosum) und das Einjährige Bingelkraut (Mercurialis annua) durfen auf keinen Fall beim Verkauf in den Gemüsepackungen vorhanden sein. Vorkommen und gefährlich werden können die genannten, giftigen Pflanzenarten vor allem beim Anbau von Sägemüse wie z.B. Salate, Spinat, Rucola, Kräuter sowie Gemüse, das als Blattware vermarktet wird.
Wer in seinem Betrieb Probleme mit giftigen Unkräutern hat, muß die Feldhygiene professionell betreiben. Hier sollte wirklich die Samenbildung, wo es nur geht, unterbunden werden

Weitere Details zur Unkrautproblematik: Wer die englische Sprache beherrscht, findet im Internet umfangreiche Informationen zum Thema Unkräuter. Eine besonders interessantes Infoangebot findet man bei "Organic Weed Management". Wer Informationen zur einzelnen Unkräutern sucht, findet sie unter Weed information. Wissenswertes zu den einzelnen Unkrautarten gibt es unter: * A-Z of weeds by latin name.
Weiter Infos zur Unkrautproblematik gibt es in Hortipendium unter:


Wie sichern Krankheiten und Schädlingen ihre Zukunft?

Vorbeugenden Pflanzenschutz im Sinne der Feldhygiene zu betreiben erfordert ein großes Wissen über die Lebensweise der einzelnen Erreger bzw. Tierarten.
Details zu entscheidenden Ideen: Siehe Feldhygiene.


Feldhygiene sachgerecht durchführen!

Die Hauptidee der Feldhygiene ist es, durch fachmännische Voraussicht, die sich durch den üblichen Anbau entwickelden bzw. zunehmenden bodenbürtigen Probleme zu vermeiden oder zu minimieren.
Die wichtigsten Feldhygienemaßnahmen: Wie die wichtigsten Feldhygienemaßnahmen im Laufe einer Kultur aussehen, zeigt die folgende Tabelle.

Vor Kulturbeginn Während der Kultur Kulturende
Feldauswahl: Fruchtfolge: Sortenwahl: Unkräuter: Krankheiten: Schädlinge: Alle Probleme
Gesunde Parzellen auswählen! Gezielt optimieren! Robuste oder resistente Sorten bevorzugen! Jegliche Samenbildung verhindern! Die Bildung von Dauerkörpern minimieren! Die Bildung von Überwinterungformen verhindern! Problementwicklung jeder Art abstoppen!
z.B. z.B. z.B. z.B. z.B. z.B. z.B.
Frei von Kohlhernie, Dauerunkräutern usw. Wirtspflanzen großer Probleme nicht nacheinander anbauen! Mehlrauresistete Spinatsorten, Innenbrandtolerante Salatsorten. Notfalls auch Restunkräuter von Hand jäten! Es sollten keine Sklerotien, Pyknidien usw. entstehen. Es sollten keine Puppen usw. entstehen! Jeglichen Aufwuchs sofort beenden! Vorhandene Probleme beseitigen!

Gute Feldhygiene ist somit eine Frage der Betriebsplanung und oft auch ein Termingeschäft. Feldhygienemaßnahmen sind zum Teil kostenlos. Mit einem überschaubaren, vorbeugenden Einsatz kann man sich jedoch oft in den Folgejahren viel Ärger, Ertrags- und Qualitätsverluste ersparen. Vom Betriebsleiter wird dabei jedoch eine beachtlich Fähigkeit an Weitsicht und Vorausschau verlangt.


Saubere Felder auswählen

Mit Disteln belastete Vorkultur.
  • So manches Anbauproblem wäre vermeidbar, wenn man mehr auf die Auswahl geeigneter Parzellen für dene Anbau einer bestimmten Gemüseart achten würde.
  • Gibt es schon eine Belastung mit Wurzelunkräutern oder einer Unkrautart, die in der geplanten Kultur nur schwer zu bekämpfen ist?
  • Will man Kohl anbauen, so sollte die Parzelle frei von Kohlhernie, Verticillium longisporum und Xanthomonas campestris sein.
  • Plant man den Anbau von Möhren kann z.B. eine Feldbelastung mit Wurzelgallälchen schlimme Folgen haben.
  • Pachtet man neue Felder oder kauft sie sogar, ist es vorteilhaft den Stand der Kulturen auf diesen Parzellen schon ein oder mehrere Jahre beobachtet zu haben.


Fruchtwechsel optimieren!

Falsche Fruchtfolge.
  • Durch den Anbau in Reinkultur (eine Pflanzenart) fördert man die Entwicklung bestimmter Krankheiten, Schädlinge oder auch Unkräuter.
  • Wer z.B. Blumenkohl anbaut, (Bio oder konventionell), fördert damit die Entwicklung von Kohlhernie, Alternaria, Falschen Mehltau, Kohlweißling, Kohlmotten und andere kohlspezifische Krankheiten.
  • Wer Salat anbaut und z.B. Kerb als Herbizid einsetzt, fördert damit je nach Standort und Bodenart die Selektion und Vermehrung von Gemeinem Kreuzkraut oder auch Franzosenkraut.
  • Folgt der Anbau dann noch in enger oder sehr enger Fruchtfolge, z.B. Jahr für Jahr, ist mit einer schnellen Zunahme der Probleme zu rechnen.
  • Bodenbürtige Probleme werden so von Jahr zu Jahr immer kritischer.


Regeln des gezielte Fruchtwechsels:

  • Wer durch den ein- oder mehrmaligen Anbau einer Reinkultur Probleme "heranzieht", sollte mit der nachfolgenden Kultur die vorher geförderten Problemen entgegenwirken.
  • Wurde z.B. mit dem Anbau von Weißkohl die Entwicklung von Kohlhernie gefördert, so sollten als Folgekulturen, z.B. drei Jahre lang Pflanzenarten zum Anbau kommen, die die Kohlhernieentwicklung nicht fördern.
  • Wer z.B. durch den Kerbeinsatz Senecio vulgaris fördert, sollt mit den Folgekulturen dieses Unkräut sehr gut bekämpfen können.


Robuste oder resistente Sorten bevorzugen!

Resistenter Kopfsalat.
  • Feldhygiene bedeutet auch, die richtigen Sorten zu wählen.
  • Insbesonder bei einer weniger optimalen Fruchtfolge sind robuste, resistente Sorten gefragt.
  • Stehen keine oder nur wenige Pflanzenschutzmittel bereit, hat die Resistenz eine große Bedeutung.
  • Wohl am wichtigsten ist im Bioanbau der Anbau robuster Sorten.


Chemischen Pflanzenschutz kann helfen!

Pflanzenschutzmittel-Ausbringung.
  • In vielen Fällen genügt es leider nicht, die Fruchtfolge zu optimieren und robuste Sorten anzubauen, um Ausfälle durch Krankheiten und Schädlinge zu verhindern.
  • Wenn nichts anderes mehr Hilfe verspricht, dann empfiehlt es sich, wirksame, zugelassene Pflanzenschutzmittel einzusetzten.
  • Es wäre ja auch unverantwortlich, z.B. teuer eingekaufte und vielleicht schon halbfertige Gemüsebestände einfach so aufzugeben und den Krankheiten und Schädlingen zu überlassen.
  • Anzustreben ist in jedem Falle z.B. von 10.000 ausgepflanzten Saltpflanzen mindestens 9.000 Köpfe zu ernten bzw. zuverkaufen.
  • Pflanzenschutzmaßnahmen sollten aber nicht nur einen hohen Ernteertrag bewirken.
  • Es geht auch darum, dafür zu sorgen, dass mit den auf dem Feld zurückbleibenden Ernteresten nicht massenweise Samen und Dauerformen von Pilzkrankheiten usw. zurückbleiben.
  • Hier kann evtl. eine zuätzliche Spritzung unter Umständen später mehrere Spritzungen überflüssig machen.


Das "Falsche Saatbeet" mindert den Unkrautdruck!

Das "Falsche Saatbeet"
Erst Pflügen, wenn Unkräuter aufgelaufen!
  • Unkrautsamen zur Keimung bringen bzw. Auflaufen lassen und dann mit wenig Aufwand zu zerstören, das ist die Idee des "Falschen Saatbeetes".
  • Je größer der Unkrautdruck, je weniger andere Unkrautbekämpfungsmaßnhamen zur Verfügung stehen, desto hilfreicher ist die Maßnahme.
  • Insbesondere beim Anbau von Sägemüsearten ist das "Falsche Saatbeet" hilfreich.
  • In Extremfällen kann sogar ein Beregnung, zur Förderung der Unkrautsamenkeimung sinnvoll sein.
  • Voraussetzung für den Erfolg ist eine entsprechen "Leerlaufzeit" von 3 oder mehr Wochen.
  • Hat man mehr Zeit, so ist natürlich ein 2-3-maliges Auflaufen lassen der im Boden befindlichen Unkrautsamen noch viel wirksamer.
  • Eben gekeimte bzw. gerade aufgelaufene Unkräuter sind relativ leicht zu beseitigen.
  • An trockenen, sonnigen oder sogar heißen Tagen genügt dann oft schon ein leichtes Eggen oder Striegeln des Feldes.
  • Überlegenswert ist aber auch der Einsatz eines breit wirkendes Herbizides.


Pflüge immer nur das grüne Feld!

  • Hilfreich und effektvoll ist auch ein Idee von Prof. Günter Kahnt von der Universität Hohenheim.
  • Mit der Empfehlung: "Pflüge immer nur das grüne Feld!", wird der Effekt des "Falschen Saatbeetes" noch weiter verbessert.
  • Auch hier geht es darum, möglichst viele Unkrautsamen zur Keimung zu bringen bzw. Auflaufen zu lassen, um sie dann ohne eine gesonderten Arbeitgang, vor ihrer Samenbildung zu beseitigen.


In einzelnen Fällen ist das Abflammen hilfreich.

Abflammgerät.
  • Vor allem im Ökoanbau hat das Abflammen ein gewisse Bedeutung.
  • Abflammen dient vor allem der Unkrautbekämpfung.
  • Nur die direkt getroffenen Pflanzenteilen werden zerstört!
  • Abgeflammt wird vor allem in langsam keimenden Sägemüsekulturen wie Möhren und Zwiebeln.
  • Die Wirkung des Abflammens ist relativ begrenzt und wird bei den stark steigenden Energiepreisen zum Kostenfaktor.
  • Im Gewächshausanbau ist das Abflammen nach Kulturende als Hygiene-Maßnahme vielversprecehnd.
  • Hier flammt man nach dem Abräumen einer Kultur die Flächen ab, um so zurückgebliebene Schädlinge und Krankheiten auszuschalten.


Die gut wirksamen, aber (zu) teure Flächendämpfung.

Automatische Flächendämpfung.
  • Durch eine Flächendämung werden weitgehend alle Lebewesen abgetötet
  • Grundsätzlich ist die Flächendämpfung ein sehr wirksame Feldhygiene-Maßnahme.
  • Im französischen Radies- und Feldsalatanbau spielt die vollautomatische Flächendämpfung eine hervorragende Rolle.
  • Eine Flächendämpfung wirkt wenige Zentimeter tief in den Boden. Bei der französichen Methode etwa 5 cm.
  • Die steigenden Energiekosten sprechen gegen eine großflächigen Einsatz der Flächendämpfung im Rahmender Feldhygiene-Maßnahmen.
  • Neue Dämpfgeräte, die für die Feldhygiene-Idee hilfreich sein könnten, gibt es bei der Firma Möschle-Seifert
  • Vielleicht ergeben sich in Zukunft neue Möglichkeiten, wenn man die Flächendämpfung als Feldhygienemaßname, zur Ausschaltung aller sich an der Feldoberfläche befindlichen "Problem" benutzt.


Der wohl zu überlegende Kalkstickstoff-Einsatz.

Kalkstickstoff im Blumenkohlbestand.
  • Kalkstickstoff hat über sine Cyanamid-Form eine abtötende Wirkung
  • Ausgeschaltet werden je nach Dosierung Schädlinge, Krankheiten und keimende Unkräuter
  • Bei einer Aufwandmenge von 4 dt/ha (80 kg N/ha) ist eine geringe und bei einen Dosierung vom 8 dt/ha (160 kg N/ha) eine gut messbare Wirkung zu erwarten.
  • Die Dosierung sollte nie höher liegen als der von der angebauten Kultur benötige Stickstoff-Bedarf ist.
  • Kalkstickstoff ist ein teurer N-dünger. Die Renatilität seines Einsatzes ist zu überprüfen.
  • Je ungünstiger die Fruchtfolge, je größere die bodenbürtigen Problem, je geringer die Möglichkeiten des Fruchtwechsels, desto eher kann ein Kalkstickstoffeinsatz sinnvoll sein.


Die überschätzte Hitzefräse.

Die Cultivit Heißluftfräse..
  • Eine neue Möglichkeiten Feldhygine bietet die neue Cultivit-Fräse aus Holland.
  • Bei dem Fräsvorgang wird 750°C heiße Luft zugeführt wird.
  • Der Hersteller ist VDL CULTIVIT bv, Terheijdenseweg 169, 4825 BJ Breda, Holland
  • Eine gute Wirkung ist bei Nematodenproblemen zu erwarten
  • Die Wirkung gegen Krankheiten sehr unterschiedlich, gegen Dauerformen wie Sklerotien eher unbefriedigend.
  • Die Wirkung gegen Unkrautsamen ist unzureichend.


Arbeitsgassen und Regnerrohrbereiche sauber halten.

Eine besonderer Ort der Feldhygiene sind die Arbeitsgassen und Regnerrohrgassen (siehe Fotos). Nachlässigkeiten an diesen Stellen machen sauberes Arbeiten an anderer Stelle wieder zunichte. Auf jeden Fall sollte man bei Unkrautwuchs eine Samenbildung verhindern.
Erntegassen kann man "sauber" halten in dem man eine Gründüngung einsät. In der Praxis hat sich diese Methode jedoch nicht durchgesetzt. Gut bewährt hat sich aber die mechanische Unkrautbekämpfung sowie das Abspritzen vor allem in den Regnerrohrgassen (siehe Foto).


Richtig Unkraut jäten!

Bei einer optimalen Feldhygiene sollte keine Unkraut in Samen gehen. Das bedeutet für den Gemüsebau im Zweifelsfalle auch immer wieder einaml Unkraut vor der gefährliche Samenbildung von Hand jäten. Dazu sollte man die die kritischen Stadien der beginnenden Samenbildung kennen. Gerade gegen Ende einer Kultur sieht man immer wieder Restunkräuter, die es leider zu oft noch vor Beendigung der Kultur schaffen Samen zu bilden. Hier ist das richtige Handjäten gefragt. Müssen die Unkrautpflanzen vom Feld abgefahren werden? Genügt ein ausreißen udn Ablegen im Feld? Bilden sie Adventivwurzeln und wachsen vielleicht wieder an?



Jede Gemüsekultur mit einem Feldhygienetag beenden!

Feldhygienetag.jpg
So "sauber" sollte eine Kultur enden!
  • Ein besonders wichtiger Termin im Rahmen der Feldhygiene-Aktivitäten ist der letzte Erntetag einer Kultur.
  • Hier besteht die große Chance alle vorhandene Unkräuter, Krankheiten und Schädlinge noch halbwegs rechtzeitig auszuschalten.
  • Es zählt jeder Tag.
  • In vielen Fällen haben wir nur noch wenige Tage Zeit, um den "Problemsprung", also die Bildung von Dauerformen zu verhindern.
  • Innerhalb kurzer Zeit können ansonsten Millionen von Unkrautsamen, Sklerotien, Pyknidien, Fruchtkörper von gefährlichen Pilzen, Puppen von Schädlingen usw. entstehen.
  • In den Tagen nach der Ernte entscheidet sich, mit welchem Befallsdruck man in den kommenden Jahren rechnen kann.
  • Es lohnt sich deshalb termingerecht einzugreifen.
  • Deshalb ist die folgende Schlussfolgerung richtig: "Der letzter Erntetag ist Feldhygienetag.



Das sehr positive Schlägeln!

Hauptmöglichkeit einer guten Feldhygiene nach Kulturende bietet das Abschlägeln (siehe Foto) der Bestandsreste. Dies kommt natürlich nur in Frage, wenn entsprechende Kulturreste und Unkräuter auf dem Feld stehen. Wichtig ist, dass z.B. bei einem Kohlacker die Strünke gut zerkleinert werden.
Beim Schlägeln sollten die Schlepperräder nicht über die Reihen fahren, da so die umgeknickten Strünke schlecht erfasst werden. Die exakteste Schlägelarbeit leisten Schlägler im Frontbetrieb.
Einige Tage nach dem Schlägeln sollte man die Bestandsreste flach einarbeiten. Das Abtrocknen größerer Mengen an Bestandreste ist vorteilhaft. In der Praxis sieht man vielfach gegrubberte oder geschälte Bestandreste. Die Wirkung ist meist unzureichend. Vielfach wachsen Reste der Kulturpflanzen weiter, so dass die Massenvermehrung von Krankheiten und Schädlinge weitergeht. Bei der Bakterienkrankheit Xanthomonas genügt es schon, wenn die Strünke möglichst lange im Boden überdauern können.


Das überlegenswerte Fräsen!

Will man die Feldhygiene im Betrieb optimieren, ist zu überlegen, ob in einzelnen Fällen, z.B. beim Anbau von Kohl, nicht das Fräsen vorteilhaft sein könnte:

Flaches Fräsen als Feldhygienmaßnahme.
Arbeitweise der Umkehrfräse.
  • Dass meist bevorzugte Schlägeln hat einige Schwächen!
  • Unterirdische Pflanzenteile wie Strünke als Krankheitsüberträger werden nicht ausreichend erfasst.
  • Im Kohlanbau mit enger Fruchttfolge ist das Fräsen eine überlegenswerte Alternative zum Schlägeln (siehe Foto rechts).
  • Ein etwa 10 cm tiefes Fräsen kann die Verrottung von Strünke erheblich beschleunigen.
  • Nachteil des Fräsens ist der hohe Energieaufwand. Sparsamer könnte ein Reihenfräsen sein!
  • Beim Fräsen darauf achten, das wenig Pflanzenteil aus dem Boden schauen.
  • Mit der Umkehrfräse (Bild links) läßt sich ein ebesonders effektvolle Feldhygienarbeit durchführen.
  • Die Umkehrfräse hat den Vorteil, das keine grünen Pflanzenteil oder Ähnliches mehr aus dem Boden schauen und weiterwachsen könnten.
  • Nachteil einer Fräsarbeit kann es sein, das eine gute Bodenstruktur zerstört wird.
  • Deshalb so flach wie möglich bei geringer Umdrehungszahl arbeiten.


Das wenig wirksame Grubbern!

  • Grubbern gehört nicht zu den besonders wirksamen Feldhygienemaßnahmen.
  • Kohlstrünke und andere Pflanzenteile werden meist nicht zerkleinert und damit nicht zur beschleunigten Verrottung angeregt.
  • Reste der angebauten Kultur werden nicht ausreichend in den Boden vermischt, oft liegen sie an der Feldoberfläche.



Das umstrittene Abspritzen von Bestandsresten!

Zu Kulturende mit einer Maßnahme, alle die mit der Kulturentwicklung begonnenen bzw. angeregten Problementwicklung (Unkräuter, Krankheiten, Schädlinge) zu stoppen, wäre von einem enormen Nutzen. Zu Fragen ist dabei jedoch, ob das mit einem Pflanzenschutzmittel geht, ob es wirklich sinnvoll ist und ob es den ökologischen Vortellungen gerecht wird.

Bestandsreste nach Behandlung mit einem Herbizid.
  • In den siebziger und achtziger Jahre haben viele Gemüseanbauer positive Erfahrungen mit dem Abspritzen von Bestandsresten gemacht (siehe Foto).
  • Gestoppt werden sollte damit die Samenbildung bei vorhandenen Unkräutern und die Weitervermehrung von Krankheiten und Schädlingen auf den vorhandenen Bestandsresten einschließlich Unkräutern.
  • Heute sind die damals verwendeten Mittel nicht mehr im Handel bzw. nicht mehr für diesen Einsatz erlaubt.
  • Für speziellen Fälle, z.B. wenn sich Dauerunkräuter breit machen, gibt es regional die Erlaubnis einmal 4 l/ha Roundup Ultra (Glyphosat) einzusetzen.
  • Bei richtiger Anwendung lassen sich mit einem Herbizideinsatz auf Bestandsreste grundsätzlich gute Feldhygine-Effekte erzielen.
  • Grundsätzlich scheint es für die Zukunft überlegenswert „das Abspritzen“ weiter zu entwickeln.
  • Man sollten dafür eine kostengünstige, umweltgerechte Feldhygiene-Spritzung, zum Abschluss einer Kultur zur Verfügung haben.
  • Ob die Industrie jedoch an der Entwicklung eines solchen Spritzmittels Interesse hat ist fraglich.


Pflanzliche Abfälle möglichst als Humus- und Nährstoffquelle nutzen!

Mit zunehmender Gemüseaufbereitung an zentralen Packstationen oder auch auf dem eigenen Hof fallen immer mehr organische Putzabfälle an. Was solle damit geschehen? Sicherlich ist es sinnvoll sich zunächst einmal zu überlegen um welche Art der Abfälle es sich handelt und ob sie eher als wertvoller Rohstoff zu betrachten sind oder vielleicht auch zur Verbreitung von Krankheiten und Schädlingen beitragen können.

  • Pflanzliche Abfälle als wertvoller Nährstoff- und Humuslieferant?
  • Pflanzliche Abfälle, eine gefährliche Infektionsquelle?
  • Pflanzliche Abfälle ein Rohstoff für die Biogasanlage?

Gemüseabfälle haufenweise irgendwo zu entsorgen ist falsch!
Wer seine Gemüseabfälle nur eifach irgendwo abkippt, muß damit rechen, das er Ärge mit den Behörden bekommt. Des weiteren kann sich auf solchen Abfallhaufen, wie z.B. bei Möhren oft beobachtet sehr schnell Sklerotinia massenhaft vermehren und als Infektionsquelle für benachbarte Gemüsekulturen dienen. die folgenden Bilder zeigen das Problem.


Gemüseabfälle können ein wertvoller Dünger sein!
Hat man Gemüseabfälle, die nicht mit problematischen Krankheiten usw. besetzt sind, so sollte man diese als eine wertvolle Humus- und Nährstoffquelle ansehen und nutzen. Gleichmäßig auf freie Äcker ausbringen und bald einarbeiten ist die Devise. Bei größeren, stickstoffreichen Mengen sollte bald eine Kultur angebaut werden, die vor allem den Stickstoff nutzen kann.

Beispiel Porree-Putzabfälle: 100 dt enthalten:

  • 25 kg N
  • 8 kg P2O5
  • 36 kg K20
  • 3,3 kg MgO

Gemüseabfälle können Krankheiten und Schädlinge verbreiten. Sind Gemüseabfälle mit z.B. gefährlichen Krankheiten behaftet, so ist ihrer Beseitigung besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Eine Möglichkeit der vernünftigen Entsorgung könnte sein, sie auf Äcker auszubringen, in deren Fruchtfolge die Krankheit sich nicht negativ auswirken kann. So wäre die positive Wirkung der Humus- und Nährstoffleferung nutzbar.
Stehen keine entsprechendne Äcker zur Verfügung so kämen Felder von nachbarn in Frage. ansonsten erscheint eine Verwertung in einer Biogasanlage auch interessant.


Feldhygiene individuell nutzen und weiterentwickeln!

Eine optimal gestaltete Feldhygiene kann helfen, den Anbauerfolg zu steigern, die Umwelt zu schonen, Pflanzenschutzmittel einzusparen und die Lebensmittelqualität zu verbessern. Die Erfahrungen zeigt, dass jede Gemüseart bzw. jede Fruchtfolge ihre eigenen Feldhygiene-Anforderungen hat. Die individuellen Gegebenheit und damit auch die jeweiligen, bodenbürtigen Probleme sind zu beachten. Es gibt sehr unterschiedliche Herausforderungen. Sehr unterschiedlich sind ja auch schon die zu Kulturende anstehenden Bestandsreste. Eine abgeernteter Trockenzwiebel-Bestand macht weniger Probleme als z.B. ein Blumenkohl-, Kohlrabi- Salat- oder Rettich-Bestand nach der Ernte. Sinnvolle Feldhygiene-Maßnahmen sollten den individuellen Gegebenheiten gerecht werden. Für jede Gemüseart benötigen wir eine eigene, angepasste Feldhygien-Strategie.
Je enger die Fruchtfolge oder je größer die Vorbelastung auf einer Parzelle sind, desto ernster und intensiver sind die Feldhygienemaßnahmen zu betrieben.
Zusammenfassend ist festzustellen:
Feldhygiene ist der beste Pflanzenschutz“. Eine Intensivierung der Bemühungen scheinen deshalb sowohl in der Praxis als auch in der Forschung sinnvoll.


Siehe auch in Hortipendium


Quellen

Crüger Gerd, Georg Friedrich Backhaus, Martin Hommes, Silvia Smolka und Heinrich-Josef Vetten. (2002): Pflanzenschutz im Gemüsebau. Eugen Ulmer. Stuttgart. ISBN 3-8001-3191-9

Feller Carmen, Matthias Fink, Hermann Laber, Achim Maync, Peter-J. Paschold, Hans-Christoph Scharpf, Josef Schlaghecken, Klaus Strohmeyer, Ulrike Weier, Joachim Ziegler Matthias Fink (Hrsg.) (2007): Düngung im Freilandgemüsebau. In: Schriftenreihe des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ). Heft 4. 2. Auflage. Großbeeren. ISBN 1437-3394

Freyer Bernhard (2002): Fruchtfolgen. Eugen Ulmer. Stuttgart. ISBN 3-8001-3576-0

Hanf, Martin (1970): Die Ackerunkräuter und ihre Keimlinge. BLV Verlagsgesellschaft München. Ludwigshafen-Limburgerhof. 

Holzner Wolfgang und Johann Glauninger (2005): Ackerunkräuter: Bestimmung - Biologie - Landwirtschaftliche Bedeutung. Leopold Stocker Verlag. Graz. ISBN 978-3-7020-0988-5

Schlaghecken, Josef (2006): Feldhygiene bei der Anbauplanung: – Teil 1: „Problemkind“ Unkraut. In: Gemüse. 42. Nr. 1. Seite 40-42. 

Schlaghecken,Josef (2006): Feldhygiene bei der Anbauplanung: – Teil 2: „Problemkinder“ bodenbürtige Pilze. In: Gemüse. 42. Nr. 3. Seite 10-12. 

Zwerger Peter und Hans Ulrich Ammon (2002): Unkraut: Ökologie und Bekämpfung. Eugen Ulmer. Stuttgart. ISBN 978-3-8001-3846-3


Weblinks